Ich stelle mir die Frage was ich hier eigentlich mache…naja nicht wirklich, aber welchen Namen gebe ich meinem Projekt in welchem Zustand? Darf ich mich bereits Autor oder gar Schriftsteller nennen? Will ich das oder muss ich sogar?
Tja, das ist, wie so vieles im Leben gar nicht so einfach. Man kann von verschiedenen Blickwinkeln auf die Frage blicken und wird dann verschiedene Ergebnisse sehen. First and foremost: Weder Autor noch Schriftsteller sind geschützte Berufsbezeichnungen. Bei geschützten Berufsbezeichnungen handelt es sich um Tätigkeiten und Berufe, für die man festgelegte Qualifikationen (in der Regel eine Ausbildung und/oder einen Abschluss) mitbringen muss. Einfach und verkürzt ausgedrückt: Wenn etwas keine geschützte Berufsbezeichnung ist, dann darf sich jeder so nennen.
Ich könnte mit heute Visitenkarten drucken lassen (wer macht das heute noch?) und mich als Detektiv (cool!), Anti-Aging-Therapeut, Filmtiertrainer (noch cooler!), Dolmetscher oder eben Autor (am allercoolsten!) bezeichnen.
Das ist eine Antwort auf den legalen Rahmen und immerhin auf die Antwort auf das Dürfen. Aber das ist eigentlich gar nicht so spannend. Für die Fragen des Wollens und Müssens hilft es sich genauer anzuschauen, was ich hier mache. Die einfache Antwort: Ich schreibe. Steht im Header sogar neben meinem Namen.
Was macht ein Autor?
Ein Autor schreibt. Texte, Lieder, Romane, Werbesprüche, Blogs,…
Grundsätzlich ist jeder, der etwas aufschreibt ein Autor. Das gilt prinzipiell auch für Einkaufszettel, Emails oder Tagebücher, denn jedes Schriftstück hat einen Schöpfer und diesen Schöpfer nennt man Autor (oder seltener Urheber oder Verfasser).
Wichtig ist bis hierher nur, dass ein Autor zwingend mit sprachlicher Schöpfung zu tun hat. Man kann vieles schaffen, vom Stau bis zum Personenkult. Autor ist man nur von etwas geschriebenem. Ich könnte einen Kuchen mit essbaren Lettern verzieren, die ein Gedicht bilden. Wäre ich dann Autor des Kuchens? Nein, sondern des Gedichts. Das Medium ist zweitrangig. Ebenso wenig wie mein Lied davon abhängig ist, dass ich es selbst singen kann. Wer zu viel Zeit hat kann sich an dieser Stelle fragen warum man dann von Essen sagt es wäre „ein Gedicht gewesen…“
Bevor das wieder ins Technische oder Alberne abdriftet, gleich der Haken: Es gibt einen allgemeinen Sprachgebrauch und dem kann man folgen. Dieser allgemeine Sprachgebrauch bringt den Autor in die Nähe der Veröffentlichung. Ein Autor verfasst Texte nicht nur für den Hausgebrauch, sondern für den öffentlichen Raum. Das muss nicht gleich der internationale Bestseller sein, aber zumindest eine Veröffentlichung in der Jahreszeitung des Ski- oder Kegelklubs (Unsere Vereinsausfahrt!) oder der Schülerzeitung (oder eines öffentlich einsehbaren Blogs!). Wenn ein Autor nicht nur qua seiner Werke, sondern auch qua seiner Person in den Mittelpunkt rückt, können die Grenzen unscharf werden. Von vielen Autoren wurden Tagebücher und Briefwechsel veröffentlicht. Das ändert aber nichts daran, dass sie diese Texte, zumindest primär, nicht mit eine Veröffnetlichungsabsicht verfasst haben. Man stelle sich vor, wie Max Frisch jeden Brief kopiert habe und gleichzeitig an den Adressaten und seinen Verleger geschickt hätte.
Zurück zum Thema: Gefühlt liest man auch selten „Autor“ als reine Berufsbezeichnung. Um der vielen Textformen Herr zu werden wird die Art der Werke konkretisiert. Dann steht da „Autor von Kochrezepten“ oder „Autor eines Internetblogs“ oder „Romanautor“.
Was macht ein Schriftsteller?
Ein Schriftsteller ist nur eine besondere Form des Autorentums, in welcher es ausschließlich um literarische Texte geht. Jetzt geht es wirklich um Bücher und Geschichten. Blogs, Rezepte, Spielanleitungen und Computerprogramme sind endgültig raus. Lyrik ist aber ok. Haikus zähle ich zu Lyrik, aber da wird es schon wieder grenzwertig (/s).
In Summe bleibt das sehr vage, aber ich denke auch hier gibt es ein allgemeines Sprachgefühl das uns anleitet, wann wir jemanden als Schriftsteller bezeichnen. Wenn man direkt an ein Buch denkt, wird es sich um einen Schriftsteller handeln. Max Frisch war auch Architekt, Heinrich Heine auch Journalist und Heinz Strunk Satiriker, Schauspieler und Universalgenie. Sie alle werden aber zu allererst als Schriftsteller gehandelt.
Wichtig oder beruhigend sei allenfalls erwähnt, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Schriftstellerei und finanziellem Erfolg, guten Kritiken oder sonstigen Fremdwirkungen gibt. Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller hat bis 2019 auf einer Veröffentlichung als Aufnahmeklausel bestanden. Seither reicht aber ein Ausweis fachlichen Könnens, wodurch das Selbstpublishing aufgewertet wurde. Trotzdem gilt die Veröffentlichung immernoch als die Reifeprüfung (z.B. auch hier).
Und ich? Wann kann oder darf ich mich nun Autor oder Schriftsteller nennen und schimpfen?
Den Autor haben wir geklärt. Spätestens durch diesen Blog dürfte ich das.
Den Schriftsteller lese ich etwas enger. Es gibt eine Einstellung, der ich weitgehend folge und die ich an verschiedenen Orten in verschiedenen Versionen gefunden habe: Schriftsteller ist man, wenn man das Wörtchen „Ende“ unter einen Roman geschrieben hat.
Das ist schön, den es zeigt woran es mir lange gehapert hat. Gute Ideen „für ein Buch“ hatte ich viele. Angefangen habe ich auch des Öfteren. Aber das haben viele. Das zählt nicht. Das „Ende“ ist daher schon eine Leistung. Vielleicht würde das bereits als Ausweis des VS reichen.
Ich habe „Ende“ auf Seite 406 eines Manuskripts geschrieben. Trotzdem fühlt sich der „Schriftsteller“ noch zu groß an. Für den Moment reicht mir der Autor. Dafür füge ich ein Ziel hinzu:
Ich werde mich Schriftsteller nennen, sobald mein Buch als Pflichtexemplar in der Deutschen Nationalbibliothek steht.
Ich freue mich drauf!
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