Testleser

Der Showdown, es ernst. Zum ersten Mal.

Es ist ein komisches Gefühl: Ich habe fast zwei Jahre für mich gearbeitet ohne andere Menschen nennenswert einzubinden.

Obgleich es mein ältestes Ziel ist, mich als Schriftsteller zu verdingen, habe ich es selten prominent zur Schau getragen…wir hatten das ja schon…Pläne haben viele…

Jetzt bin ich endlich fertig und lasse die ersten Fremden in meinen Roman schauen.

Wozu Testleser?

Vielleicht mangelt es mir einfach an Arroganz. Vielleicht sollte ich mich einfach bei Heyne melden und sagen: hier, bitte drucken, wird der nächste Harry Potter…

Natürlich nicht!

Ich mache doch auch kein Restaurant auf, ohne zumindest das Salatdressing mal irgendwem unter die Nase gehalten zu haben.

Warum aber Testleser? Kann der Verlag das nicht besser einschätzen? Der soll doch eh den Lektor anheuern, oder?

Ja, irgendwie schon, aber um überhaupt dorthin zu kommen muss mein Roman bereits die beste Version seiner selbst sein. Manche mögen es kennen, die Datei heißt dann gerne: Titel_fertig_ende_druckbar_v_13…

Na dann los!

Habe ich Angst? Scheu? Ein bisschen Scham?

Warum denn nicht Stolz, Zufriedenheit, oder doch ein bisschen Arroganz?

Oder alles gemischt?

Die Wahrheit ist, dass ich sehr nervös war. Macht alles, was in meinem Kopf Sinn ergibt auch für einen Außenstehenden Sinn? Wie vorhersehbar sind die Twists? Wie sympathisch die Charaktere? Bin ich/Ist mein Roman am Ende schlecht (oder noch schlimmer: einfach langweilig)?

Die Trennung zwischen Autor und Werk ist eine andere Sache wenn der Autor schon lange tot ist. Was, wenn ich Sachen zu hören bekomme wie: „War ja klar, dass du so was schreibst!“ oder „Man merkt halt schon dass es von dir ist.“ ?

Meine erste Testleserin war meine Frau. Schon allein dafür, dass sie mir die Zeit eingeräumt hat, das Buch zu schreiben hatte sie es verdient. Aber sie ist auch Teil meiner Zielgruppe und eine Leseratte.

Mehr noch: Mein Roman ist ein Jugendroman mit ein paar fantastischen Elementen (aber kein Fantasyroman). Und in diesem Gerne kennt sie sich sehr gut aus. Kai Meyer, Cornelia Funke, Christina Henry, Astrid Lindgren, Ursula Poznanski…meine Frau hat fast alles von diesen Autoren gelesen.

Jetzt also mein Werk.

Ich halte es nicht aus. Ich kann sie ja schlecht ankucken wie sie liest…Man, das zehrt an den Nerven! Ich habe stellenweise die Wohnung verlassen, weil ich es nicht ausgehalten habe. Kann ich schon nach 30 Seiten nachfragen…?

Natürlich nicht!

Sie hat nur 5 Tage gebraucht, für immerhin 392 Seiten und das neben Job, Ehemann und Kindern. Sie war auch nervös (Die gleichen Ängste: Was ist wenn es schlecht ist? Wie sage ich das meinem Mann?). Doch das legte sich schnell und sie war erst erleichtert und dann verzaubert.

Die Entwarnung

Die Geschichte funktioniert und sie macht Spaß. Die Story ist kohärent und die Figuren kommen an.

Meine nächsten zwei Testleser sind ebenfalls sattelfest, was das Gerne anbelangt und auch sie zeigten sich begeistert. Die Story funktioniert und macht Spaß. Und auch die beiden haben jeweils weniger als eine Woche gebraucht (trotz Job und Kind). Das ist ein Kompliment.

Dann saßen wir endlich beisammen zur ausgiebigen Feedbackrunde…

Und das ist ein komisches Gefühl.  Neben lobenden Worten kamen wir endlich auf einzelne Szenen zu sprechen. Gibt es Längen? Versteht man etwas nicht?

Erneute Entwarnung: Es funktioniert alles. Aber…

…hier und da…

Schön ist, dass alle verstanden haben, das es nicht darum geht, was wem gefällt, sondern was funktioniert.

Das war schön. Ich bin kritikfähig. Ich wollte genau das. Hören was ankommt und noch mehr, wo es nicht perfekt ist. Jetzt kann ich noch etwas ändern.

Testleser 4

Ist ein Schwergewicht in allen Fragen der Literatur und ich bin glücklich, dass er sich die Zeit genommen hat, um meinen Erstling zu lesen . Auch er war in vier Tagen durch. Auch er gibt seinen Segen zu Story und Figuren. Und auch er hat Kleinigkeiten, die er mir auf den Weg gibt…

Fazit

So schön es ist, dass es keine Änderungen bräuchte, so wichtig ist es, dass ich zehn Stellen ausgemacht habe, die ich verbessern kann. Es sind kleine Änderungen, aber sie bringen das ganze von 95% auf 100%.

Ich sitze jetzt also wieder am Manuskript. Ich pflege die Änderungen ein und mache den Roman besser.

Und das ist alles was zählt.

Jetzt überwiegt der Stolz.

Und die Freude, weil alle vier an eine Veröffentlichung glauben.

Und dann noch das mit dem Exposé…

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