Triple Twenty

Ich betätige mich immer wieder als Heimwerker und ein Dartfieber in meinem Umfeld ließ mich jüngst wieder tätig werden.

Gesucht: Eine Dartscheibe

Gefunden: Mehr als ein Problem.

Das geht schon bei der Scheibe los.

„Kannst du nicht einfach eine Scheibe kaufen und an die Wand hängen wie jeder normale Mensch auch?“
„Würd ich ja gerne, aber so einfach ist das nicht!“
„Doch ist es!“
„Nein…also vielleicht, aber nicht für mich!“
„Manchmal treibst du mich in den Wahnsinn!“

(Das ich diese Selbstgespräche führe fördert meine geistige Gesundheit nur vielleicht…)

Die Scheibe

Entgegen meinen Erwartungen sind die Dinger nicht aus Kork oder so, sondern aus den Fasern einer Agavenart namens Sisal gefertigt. Das heißt…

…da kann man sich erstmal wieder mit beschäftigen…

…muss man nicht…

…aber genau genommen gab es schon lange Darts als Waffen (seit ca. 2400 Jahren). Zum Spiel, bzw. die moderne Variante, wurde es um 1900 in England und setzte sich zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg durch. Die ersten Dartscheiben waren wohl wirklich Fassböden, wurden dann aber durch „richtige“ Dartscheiben aus Ulmenholz oder Papier abgelöst. 1931 wurden endlich die erste Scheiben aus Pflanzenfasern erdacht und ab 1935 produziert. Als Pflanze wurde Sisal genommen, welches ein faseriges und borstiges Material ist. Auf englisch heißen die Dinger denn auch Bristle Boards, also Borsten-Bretter. Seitdem gab es Weiterentwicklungen was die Faserdichte, die Farben, die Drähte und alles andere angeht. Womit wir im heute angekommen und beim ersten Problemchen wären: Woher soll ich vorher wissen was ich nachher brauche?

Geschenkt, ist halt normale Recherche wie für alles im Leben.

Nach langem hin und her ist es eine Winmau Blade 6 geworden. Es scheint das Ideal-Standard-Brett zu sein. Wer ein bisschen sparen möchte, der kann mal die Nodor Supamatch2 anschauen, welche sehr ähnlich ausschaut und 10€ weniger kostet. Das ähnliche Austreten hat seine Gründe:

Winmau und Nodor

Ich würd’s nicht festhalten, wenn ich’s nicht irgendwie lustig finden würde. Ja, für meinen Humor bin ich zu beneiden…

Nodor ist die Firma, die das Sisalboard erfunden hat. Die Firma war eigentlich für die Herstellung von geruchsfreier Modelliermasse zuständig. Geruchsfrei auf englisch ist „no odour“ und spricht man wie aus? Nodor.

Der größte Konkurrent Nodors ist/war die Firma Winmau, welche in den 80ern die Nase vorn hatte, dann aber 2002 von Nodor übernommen wurde. Winmau spricht man völlig instinktiv „Winmor“ aus. Die Firma trug zunächst den Namen ihres Gründers Harry Kicks, wurde aber 1970 kurzerhand umfirmiert. Harry gab seiner Firma einen neuen Namen, inspiriert durch seine Frau Winifred Maud. Aus H.A.Kicks wurde Winmau.

Mich dünkt, dass Nodor und Winmau daher gut zusammenpassen.

Zurück zum Thema

Soweit so gut, doch nun muss die Scheibe an die Wand, beziehungsweise nicht, denn zum einen habe ich keine Wand frei, und zum anderen wollte ich direkt ein portables System schaffen.

„Dafür gibt es doch sicher fertige Lösungen?“
„Ja klar, aber die kosten schnell über 100€“
„Und das bekommst du billiger hin?“
„Das habe ich nicht gesagt…“

Der Ständer

Es gibt verblüffend wenige Anregungen im Netz (noch dazu völlig falsche wie diese hier), doch diese hier und diese hier finde ich eigentlich ganz brauchbar. Ein Gang in den Baumarkt zeigte schnell, dass die aktuellen Holzpreise einfach verrückt sind. Selbst für das billigst mögliche Ergebnis müsste ich immer noch zwischen 70€ und 100€ ausgeben und dürfte Baumarktfichtenlatten gerade biegen.

Also Plan B: Diesen hier.

Eine Aufhängung auf einem Boxenstativ. Das in der Anleitung vorgeschlagene Stativ ersetzte ich gegen eines aus dem Hause Thomann da ich ohnehin noch etwas für meine Gitarre brauchte und zwei Tage später war das Ding da. Sitzt passt wackelt und hat Luft.

Das Kabinett

Eher zufällig stöberte ich durchs Netz und bekam prompt ein Angebot für ein Winmau Dartscheibenschränkchen für 30€. Das kann ich nicht billiger selber machen.

Als es eintraf war ich nicht ob der Qualität begeistert, aber es sollte seinen Dienst tun. Es ist MDF Kasterl mit Klebefolie drauf. Im Link ist es jetzt wieder bei 50€, das ist es nicht wert.

Der Aufbau

Die Überlegung war einfach: Drei Haltestreben ans Kabinett mit drei Flügelmuttern ans Stativ. Damit das sauber hält noch eine Einkerbung in die Streben. Das Stativ hat einen Durchmessen von 25mm.

Ich habe einen Spindelschleifer mit einer 25mm Schleifspindel. Damit gedachte ich die Vertiefung zu schaffen. Allerdings wurde mir von jemandem mit mehr Ahnung geraten es besser mit einem Forstnerbohrer zu machen.

Auch kein Problem. Die Schatulle mit den Forstnerbohrern zur Hand: 15mm, 20mm, 25mm, 30mm, 35mm und 45mm. Ich greife Bohrer Nummer drei und bohre.

Passt nicht. In der Schatulle die Erklärung: Ich habe Bohrer drei und vier falsch liegen gehabt und nicht kontrolliert. Ich würde gerne sagen, dass mir das in Zukunft nicht mehr passieren wird, aber ich will nicht lügen.

Ärgerlich ist es trotzdem, doch zwei neue Multiplexriegel später war ich wieder auf Kurs.

Alles in allem baute sich das recht flott und gut zusammen. Die drei Riegel saßen am Kabinett und die Schrauben ließen sich durch die Bohrungen für die Sicherungsstifte des Stativs drücken.

The Fuckup

Nun ist es eine schöne Sache Löcher zu nutzen, die eh da sind. Speziell in einem Metallrohr drei mittige Bohrungen hinzubekommen, kann nervig werden. Ich baue gerne, aber ich spare mir auch gerne Arbeit.

Da die Dartscheibe auf dem Bull’s Eye aufgehängt wird wollte ich diese Stelle ebenfalls verstärken. Die Mitte und die Bohrung im Stativ passten gerade so aufeinander, aber sei’s drum.

Dann endlich zusammenbauen und nachmessen.

Beim Steeldart hängt das Bull’s Eye auf 173cm Höhe.

Mein Stativ konnte auf 200cm. Also kein Problem dachte ich.

Es ist des Kühlschranks zweiter Teil…

Ich fuhr das Ding hoch und mein Bull’s Eye prangte auf lässigen 171,5cm.

Jetzt kann man sagen, dass das ja nicht viel ist, aber Ziel der Übung ist ja eine Körperbewegung so zu verinnerlichen, dass die Pfeile immer gleich fliegen. Wenn ich da mit den falschen Maßen übe, kommt beim nächsten Dartabend wieder nur Mist bei raus.

Also alles nochmal auseinanderbauen, 3 neue Löcher ins Metall und wieder zusammen. Weil die Stange jetzt nicht bis zum letzten Millimeter ausgefahren ist, hat sich auch die Statik ein bisschen verbessert.

Das Ergebnis:

Ich bin zufrieden. Und habe in Summe 60€ ausgegeben. Das Werkzeug und das Dartboard nicht mitgerechnet.

Nachtrag

Jetzt nochmal ein Angebot bekommen: Stativ mit Aufhängung für 50€, dafür ohne Kabinettschränkchen. Ich bleibe bei meiner Lösung und bin zufrieden.

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