Mein cooler Schrank

Ja ich weiß, dass ich aktuell zum Lifestyle Blog mutiere, aber das wird sich bald (sehr bald) wieder ändern. Versprochen. Aber heute nochmal ein Thema, das uns alle angeht:

Wie man einen Kühlschrank kauft

„Läuft ihr Kühlschrank?“
„Ja“
„Dann fangen Sie ihn besser schnell ein!“

Hahaha. Mir tun die Schenkel weh vom Klopfen. Aber im ernst: Ja, er läuft, aber er zickt rum. Das Gefrierfach leckt und die Lampe ist kaputt. Es ist an der Zeit über ein neues Gerät nachzudenken. Und damit ist der perfekte Zeitpunkt für die Suche gekommen. Ich kann jetzt kaufen, ich kann aber auch noch warten.

Ich habe hier bereits über targeted advertising geschrieben. Man erinnere sich: Google und andere Seiten prügeln sich im Hintergrund meiner Internetnutzung darum, mir möglichst kauffähige Produkte vorschlagen zu können. Das sind qua definitionem Produkte, die zu meinen Suchbegriffen passen. Wenn meine Frau an meinem Handy war, dann bekomme ich andere Werbung als sonst. Aber das kann man auch nutzen (z.B. Geburtstagsgeschenke merken) indem man einfach mal Anfragen rausgibt und Google so wissen lässt, dass man Interesse hat. So startete ein ich weiß dass du weißt das ich weiß… denn eine weitere gefühlte Wahrheit im Onlineshopping ist, dass von mir gewünschte Produkte, wie von Zauberhand reduziert ins Angebot kommen. Big Brother ahnt, dass ich zuschlagen werde, wenn der Preis passt, aber das ist eine andere Geschichte.

Einen Schritt vorher

Zuerst steht das Bedürfnis: Wir sind als 6-Personenhaushalt dem normalen Kühl-Gefrierkombigerät entwachsen. Ist einfach zu klein. Also umgeschaut und verschiedene Variationen durchgespielt und gerechnet und dann bei einem Side-by-Side hängen geblieben. Ein großer, monströser Schrank von einem Kühl. Wie in den amerikanischen Filmen. Mit Eiswürfelspender.

In echt noch größer!

Wie groß isser?

Das Gerät hat die Maße 72x92x180 (TxBxH).

Alles ausgemessen. Bisschen umbauen muss sein, aber passt.

naTÜRlich ist es nicht so einfach

Das erste Ärgernis in einem eigentlich reibungslos vermuteten Prozess: Die Side-by-Side Schränke sind so konzipiert, dass sie vor die regulären Küchenschränke ragen und man die Türen davor flügelartig aufschlägt (nicht ganz 90°, aber doch sehr weit). Das bedeutet, dass man daneben Schränke haben kann/darf aber keine Wände.

Jetzt hab ich ja geschrieben, dass das Teil 92cm breit ist. Vollständig geöffnet erhöht sich dieser Wert auf 154cm.

Und das ist das Thema dieses Artikels. Werte und Auffindbarkeit und Abhängigkeit und so weiter.

Preisfrage: Wie weit weg von einer Wand muss das Gerät stehen?

Die Türen sind nicht symmetrisch. Es gibt auf den verschiedensten Seiten nur die immer gleichen Werbefotos, auf denen man sehen kann wie Himbeeren keinen Gefrierbrand haben. Das Foto als Medium was man nicht sieht zu nutzen wäre ein weiteres Thema über das ich vielleicht einmal nicht schreibe. Aber ich werde zickig. Zurück zum Schrank.

Nach langem hin und her fand ich einen Wert: 148cm breite, bestehend aus den 92cm Schrankbreite und 56 für die breitere Schranktür.

Wer misst misst Mist

Da wir ja dabei sind habe ich auch meine Wohnung vermessen, bzw. den Teil durch den der Kolossalschrank muss. Nicht dass ich mich auf einmal in einer Diskussion über Kamele und Nadelöhre wiederfinde.

Wir erinnern uns: Durch die Tür muss das Gerät mit der schlanken Seite, als 72×180, meine Küchentür hat 75×200. Das ist genug Platz um sich die Finger einzuklemmen, aber genug Platz ist eben genug Platz. Flur und Wohnungstür sind kein Problem.

Dachte ich.

Denn: an dieser Stelle unterlief mir ein folgenschwerer Fehler. Vielleicht war ich durch die Türmaße so vereinnahmt, aber ich habe die Maße mit Verpackung einfach überlesen. Stehen hier und hier). Für jemanden der so klug tut wie ich, ist das ziemlich dumm.

Das Problem konkretisiert sich

Das zweite Ärgernis in einem eigentlich reibungslos vermuteten Prozess: Der Kühlschrank wird geliefert. Nett und pünktlich klingelt es und ich öffne in freudiger Erwartung. Muskelharry sagt „Guten Morgen“ und packt den Gliedermaßstab aus. Damit prüft er Wohnungstür und Flur und Küche. Nickt (das hatte er sich gedacht) und schüttelt dann den Kopf (und kuckt mich an).

„Den bekommen wir nicht durch die Tür!“

Ich winke ab. Hatte ich ja ausgemessen. Wusste nur nix von der Verpackung.

„Doch, doch, die Tür hat 75cm, der Schrank nur 72cm. 71,8cm sogar laut Bestellseite.“

Harry nickt wieder, dann antwortet er: „Ja, aber dazu kommt die Verpackung. Da sind auf jeder Seite locker 3cm Styropor. Ich messe 78cm. Das geht nicht.“

Ich lasse mich da nicht aus dem Konzept bringen. Der Kühlschrank sollte ja nicht eingepackt bleiben. Spätestens um ihn eventuell zu benutzen würde ich das Styropor sowieso entfernen. Daher wage ich den Vorschlag: „Dann packen wir ihn doch kurz aus.“

Ich entschuldige mich für die Umstände und das ich als Laie ja keine Ahnung habe etc. Man ist ja auch nur zu Gast auf der Welt. Doch Harry sieht das anders:

„Nee, ausgepackte Ware dürfen wir nicht bewegen. Wir müssen den Schrank im Flur stehen lassen.“

Ich sehe ein, dass ich mit dem diplomatischen Ansatz nicht weiter komme und gebe zu bedenken: „Na aber wenn er nicht in die Küche geht, dann muss ich ihn wieder abholen lassen, dann sehen wir uns in 2 Tagen wieder. Das bringt doch nichts!“

Harry winkt ab.

Und an dieser Stelle wechselt auch meine Stimmung. Ja, ich hatte Mist gemessen, aber das Problem schien doch wirklich lösbar.

So auch seine Einschätzung:

„Der passt problemlos durch die Tür. Nur Auspacken.“

„Aber ohne Sie?“

„Ja, ist Vorschrift!“

„Und wenn er nicht durch die Tür passt?“

„Doch, das ist gar kein Problem, der passt!“

Und ich:

Rekonstruktion meiner Reaktion. Aquarell auf Leinwand, ca 2023…

Sie sind dann gegangen und ich habe den Kühlschrank ausgepackt und mit etwas Hilfe in einer Viertelstunde durch die zu kleine Tür bekommen.

Das eigentliche Problem

Des Pudels Kern: Ich rege mich nicht auf, dass Harry seinen Job gemacht hat. Er hat mir auch erklärt was er darf und mir von seiner schlimmsten Baustelle erzählt, als ein Kunde kurzerhand Geländer und Mauerarbeiten durchführen wollte. Don’t shoot the messenger (Alternative Reaktion). Ich rege mich darüber auf, dass im Zeitalter der Informationen solch wichtige Infos nicht direkt abgefragt werden. Das ist wie mit Metallgegenständen oder Wasserflaschen am Flughafen und so. Klar steht irgendwo was darf und was nicht, aber wenn man es nicht auf jede Seite groß schreibt bekommt der normale Kunde es doch nicht mit. Ich bin die Kontrollgruppe! Und dann gibt’s Diskussionen mit verärgerten Kunden und nicht jeder Vversteht, dass es die eigene Schuld war. Ich muss meine Versandadresse und meine Handyummer eingeben. Warum kein Feld bei dem ich Treppenbreite, Stockwerk und Küchentür eintrage? Oder das deutlichere „Das Produkt wird verpackt geliefert und eine Berührung der Transporteure ist nur mit Verpackung gestattet“ oder sonst so etwas.

Das klingt als wolle ich mein Versagen auf andere abwälzen. Doch dem ist nicht so. Ich frage mich ob ich als Kunde ÜBERHAUPT in die Situation kommen sollte so etwas regeln zu müssen. Es kann nicht im Sinne des Erfinders sein, wenn Lieferschwierigkeiten vorprogrammiert sind. Ich habe ein Bedürfnis, der Shop erkennt es und befriedigt es. Ende der Geschichte. Harrys Reaktion zeigt doch, dass mein Fall eher die Regel denn die Ausnahme ist.

Annekdote

Ich habe lange Jahre in einer Pizzeria gejobt. Dor erzählte mir mein italienischer Chef, dass die Pizza mit Champignons ursprünglich „Cacciatore“, also „Jägerart“ hieß. Doch die Deutschen hätten immer Pizza „Funghi“ bestellt. Teilweise kamen besorgte Anrufe, wenn statt der bestellten Pizza „Funghi“ eine „Cacciatore“ auf der Rechnung stand. Er löste das Problem, indem er die Pizza „Cacciatore“ von der Karte nahm und durch die hier übliche „Funghi“ esetzte.

Du kannst gegen Idioten nicht gewinnen.

Und heute war ich der Idiot.

Der reibungsarme Ablauf ist doch das A und O des Online-Shoppings. Anprobieren und zurückschicken? Klar, geht kostenfrei. Webshops optimieren, Bestellungen generieren. Dabei werden Einschätzungen wie „fällt eher groß aus“ auf die Produktseite genommen. Otto, Amazon und Co wollen doch beweisen, dass es keinen Einzelhändler vor Ort braucht. Dann müssen Sie doch auch dumme Kunden wie mich bedenken.

Auf die Gefahr mich zu wiederholen:

Das ist nicht die Zukunft die sie mir versprochen haben! Ich gehe mir jetzt Eiswürfeln ziehen und mixte mir einen Daiquiri.

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