Die Verlagssuche

Der nächste Schritt auf dem Weg in die Buchhandlung ist die Verlagssuche. Dabei stellt sich die grundlegende Frage: Was ist eigentlich ein Verlag?
Ein Verlag ist ein Produzent und Verbreiter von Büchern und anderen Medien. Es gibt nicht nur Buchverlage, sondern auch Hörbuchverlage, Filmverleihe oder Zeitschriftenverlage. Am Ende machen sie aber alle das gleiche: Sie bezahlen die Produktion eines Mediums und kümmern sich um dessen Vertrieb und Verkauf, an dessen Gewinn sie beteiligt werden. In grauer Vorzeit entstand das Verlagswesen wohl so, dass Menschen die Mittel für die Heimarbeit gestellt wurden. Als solches könnte mir ein Verlag also auch eine Nähmaschine stellen und dafür am Verkauf der Hosen/Kleider beteiligt werden. Die Frage wer eigentlich wieviel verdient ist durchaus interessant, aber definitiv einen eigenen Beitrag wert (stay tuned!).

Bezahlt der Verlag einen Autor also um ein Buch zu schreiben?

Das gibt es, aber dann bestimmt auch der Verlag was drin steht. Konkret gibt es das, wenn z.B. ein Jubiläum oder ein Todestag ansteht. Dann gibt ein Verlag eine Biographie oder ein thematisches Werk in Auftrag. In meiner Heimatstadt Konstanz, hatten wir von 2014 bis 2018 Feierlichkeiten zu 600 Jahren Konstanzer Konzil. Natürlich wurden dazu auch verschiedene Bücher veröffentlicht, die den aktuellen Forschungsstand oder einfach den Zeitkollorit widergaben.
Und natürlich gibt es die großen Namen. G.R.R. Martin bekommt einen Vorschuss bzw. einen Platz im Verlagsprogramm, auch wenn er nur vorhat ein weiteres Buch zu schreiben (Wir warten jetzt schon elf Jahre…!).

Aber das bringt mich ja nicht weiter…

Genua, denn auf mein Buch reduziert: Alles was der Verlag nicht bestellt hat ist ein unaufgefordert eingesandtes Manuskript. Hunderte Autoren sind auf der Suche nach Verlagen und preisen ihr Werk als das nächste große Ding an. Der Verlag muss die Spreu vom Weizen trennen und macht sich dann an die eigentliche Arbeit.

Und die wäre?

Er hilft dem Autor aus seinem Buch die bestmögliche Version zu machen und kümmert sich dann um Produktion und Verkauf. Dazu nimmt er ein praktisch fertiges Manuskript entgegen und vermittelt (und bezahlt) dem Autor einen Lektor. Der Lektor hilft das Manuskript auf Hochglanz zu polieren. Wenn das geschafft ist, wird ein Cover kreiert und das Buch gedruckt. Am Ende kommen noch Marketing und Zwischenhandel dazu, bevor es endlich in einer Buchhandlung ankommt und gekauft werden kann. Hier eine ganz tolle Aufstellung.
In Summe trägt der Verlag also die ganzen Kosten (und auch das Risiko), verdient dafür aber an einer kreativen Leistung ohne selbst kreativ werden zu müssen. Nochmal kurz zum Geld: Es gibt eine einfache Faustformel: Geld fließt immer nur ZUM Autor.
Und wie kommt man an einen Verlag?
Tja, das ist das schwierige. Es gibt im groben drei Wege:


1) Selfpublishing


Publishing heißt nichts anderes als verlegen. Ein Selfpublisher veröffentlicht im Eigenverlag. Es gibt heute gute Seiten (z.B. BoD oder epubli; gute Tipps auch hier), die es einem Autor in nur wenigen Klicks ermöglichen sein Buch zu veröffentlichen. Durch moderne Drucktechnik können auch Printausgaben in einzelnen Stückzahlen für wenig Geld produziert werden.
Für Spartenliteratur und Sachbücher kann das eine gute Möglichkeit sein. Ebenso für alle Autoren, die nur möchten, dass ihre Werke da draußen sind. Die Tücken liegen auf der Hand: Der Autor muss sich selbst einen Lektor suchen und diesen auch selbst bezahlen. Oder er verzichtet darauf und lässt damit nicht die beste Version seines Werks auf die Menschheit los. Covergestaltung geht dank Fiverr auch für wenig Geld professionell, aber hier sieht man zB wohin diese kreative Freiheit führen kann (Hier gibt es einen Gedanken der auch dafür eine Lösung parat hat).
Der wichtigste Punkt für mich ist aber das Marketing. Ich möchte meine Zeit größtmöglich ins Schreiben investieren und nicht in (stümperhafte) Eigenwerbung. Einfach ausgedrückt: Ich will Bücher schreiben, nicht damit handeln.
Anmerkung: Sollte sich im Zuge der Verlagssuche herausstellen, dass mein Buch nicht für eine klassische Veröffentlichung taugt, kann ich das Selfpublishing immer noch als letzten Schritt ins Auge fassen. Dann aber nur noch im Wunsch, das mein Buch halt „da draußen“ ist.
Anmerkung 2: Ich freue mich natürlich darauf mein Buch zu bewerben, aber in einem organisierten Rahmen, nicht als wildgewordener Sell-Out.


2) Beim Verlag direkt


Natürlich. Das ist so einfach, da hätte man selbst drauf kommen können.

Wenn es nur so wäre. Dieser Weg gabelt sich in drei Äste auf: große Verlage, kleine Verlage und Druckkostenzuschussverlage. Schauen wir sie uns an:

Druckkostenzuschussverlage


Druckkostenzuschussverlage, oder kurz DKZVs oder auch nur DKZs sind Mogelpackungen (Hier ein toller Artikel). Diese Verlage „helfen“ dem Autor sein Werk zu veröffentlichen und verlangen dafür, dass der Autor einen Teil der Kosten trägt. Das widersprecht der eingangs erwähnten Faustregel. Fies und grenzwertig betrügerisch wird es , wenn diese Verlage als „Verlage auf Autorensuche“ auftreten, einem Autor versprechen wie toll sich das Buch verkaufen wird und wie schnell er die investierten Beträge wieder drin hat. Dazu der Widerspruch: Ein Verlag hat ein Interesse daran einen Roman so lange zu polieren, bis er die besten Verkaufsaussichten bietet. Schließlich verdienen Verlage am Bücherverkauf. DKZVs verdienen am Druck und haben daher ein Interesse möglichst viele Bücher zu drucken. Ob sich diese Verkaufen ist egal, daher erfolgt auch kein Marketing.
Insgesamt haben diese Verlage einen mieses Ruf. Als Autor ist DKZV und Selfpublishing praktisch das gleiche, nur teurer. Womit wir aber wieder bei Variante 1 wären.


Und damit zu den eigentlichen Verlagen: Groß und Klein


Als Großverlag kann man grob jeden Verlag bezeichnen, dessen Namen man als Normalverbraucher schon mal gehört hat. Bastei Lübbe, Carlsen, Suhrkamp, Rowohlt, Klett…(eine nette Zusammenstellung gibt es hier)
Obwohl alle Verlage eine Seite zum Einreichen von Manuskripten haben, sieht es wohl so aus, dass man als Neu- oder Erstautor praktisch keine Chance hat. Also nicht nur Null, sondern so richtig Null. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen bekommen diese Verlage qua ihrer Bekanntheit auch mehr Manuskripte und müssen daher mehr Absagen verteilen. So nährt sich die Statistik selbst. Zum anderen müssen sie aber auch nicht. Es ist für Verlagsriesen billiger Rechte einzukaufen als diese immer wieder aufzubauen.

Damit bleiben Kleinverlage und diese bieten durchaus Gelegenheiten. Hier mal eine Liste mit diversen Kleinverlagen. Die Liste ist leider nicht gepflegt und einige Verlage gibt es nicht mehr, aber als Wow sind das viele doch mal interessant. Kleine Verlage müssen das zu nehmen, was die großen übrig lassen. So wie man als Fußballer nicht gleich in der ersten Liga anfängt. Die Krux ist leider: weniger Geld ist weniger Geld. Um in einem Kleinverlag zu landen müssen sowohl die Erfolgsaussicht, als auch der Fertigungsgrad des Romans sehr hoch sein. Außerdem muss das Buch genau ins Programm passen. Lektorat und Korrektorat werden dort finanziert und auch das Cover muss man nicht selbst malen. Außerdem ist man an der ganzen Fertigung recht „nahe dran“.
Die Bewerbung bei einem kleineren Verlag ist eine gute Möglichkeit Fuß zu fassen. Trotzdem ist sie erst auf Platz zwei meiner Schritte, denn zu oberst sind die:


3) Literaturagenturen


Literaturagenturen arbeiten nicht anderes als Agenten für z.B. Sportler oder Musiker. Sie haben Autoren unter Vertrag (manche pro Werk, manche exklusiv) und vertreten diese gegenüber den Verlagen. Agenturen folgen der Faustformel indem sie, wie Verlage prozentual am Erfolg beteiligt werden. Die Agenturen haben also ein eigenes Interesse daran, mein Buch so gut wie möglich zu platzieren.
Was können Sie außerdem? Sie kennen sich mit dem Rechte-Gedöns aus und vermitteln den besten Deal. Irgendwo hat ein Autor berichtet, dass sein Agent mit dem Verlag ausgehandelt hat, dass die Filmrechte erstmal beim Autor bleiben. Wer kümmert sich um solche Kleinigkeiten, wenn man dabei ist sein Buch zu veröffentlichen? Antwort: Der Agent! Wer weiß, wann das mal wichtig wird?
Der konkrete Vorteil der Agenturen ist einfach: Sie sind sehr nah an den Verlagen dran und wissen welcher Verlag für welches Gerne und welchen Zeitpunkt gewonnen werden kann. Agenturen schreiben wie Verlage genau aus, welche Informationen sie von neuen Autoren möchten und sind ebenso wie Verlage auf einzelne Genres ausgerichtet.
Grundsätzlich sind oft Vertreten: Frauenbücher, Belletristik und Kinder/Jugendbücher, wohingegen Fantasy, Sience-Fiction oder Erotik fast nie nachgefragt werden. Horror ist so ein Mittelding, da gibt es wenige Agenturen/Verlage, aber die sind spezialisiert. Ich habe keine einzigen Verlag oder Agentur gefunden, die ein Interesse an Lyrik haben. Anders ausgedrückt und ohne Überraschung: Gesucht wird das, was in Buchhandlungen steht und liegt. Das sind nun mal die ganzen Krimis, Schlachtplatten und Kommissar XYZs, Bücher die man in Frauenhänden auf dem Liegestuhl am Pool sieht und drei Regale Kinder/Jugendbücher. Dazu das Regal mit den Klassikern, aber in das Genre kommt man nicht einfach mit ner Bewerbung rein…
Für die Agenturen ist es wichtig (bzw. ein Dealbreaker), dass man sein Manuskript nicht bereits selbst bei Verlagen angeboten hat. Das ist verständlich, schließlich brauchen sie sich nicht an die Arbeit machen, nur um eine zweite Absage zu bekommen.
Umgekehrt kann man von Agenturen abgelehnte Manuskripte aber noch Verlagen anbieten. Speziell bei Kleinverlagen macht das, wie oben beschrieben, durchaus Sinn.

Also?

Damit ist meine Herangehensweise klar: Ich recherchiere Agenturen und bewerte, wie gut ich in deren Programm passe. Dann schaue ich, was die einzelnen Agenturen an Material sehen möchten und schnüre individuelle Bewerbungen. Aktuell gehe ich davon aus, dass ich drei Chargen mache, aber das werden wir noch sehen. Dann schicke ich meine ersten Bewerbungen raus. Dann wird es das erste Mal spannend.

Als nächstes mache ich mich ans Exposé (und an die wirklich letzte Fassung meines Manuskripts)….

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