Ich auf Tour: unfassbar gelb

Ich war im März beruflich in Bayern unterwegs und dabei sind wieder einmal zwei Puzzleteile von selbst in einander gefallen. Ich komme aber aktuell nicht dazu den Beitrag zu schreiben, daher hier eine andere *ähem* interessante Geschichte:

Mein Weg führte mich ins schöne Regensburg (keine Ironie, es ist wirklich eine fantastische Stadt!). Aus Gründen, die hier keine Rolle spielen, fuhren mein Arbeitskollege und ich über die Dörfer – sprich Niederbayern- in die Stadt. Als Auswärtiger schaut man ja mit einem anderen Auge auf das ländliche Idyll. Man freut sich, wenn man im Norden endlich Backsteinhäuser oder reetgedeckte Dächer sieht. In Bayern (Niederbayern) haben wir vor allem eins gesehen: Kirchen.

Konkreter: gelbe Kirchen.

Das fällt einem auch nicht sofort auf, aber wenn man den lieben langen Tag nichts anderes macht, als aus dem Autofenster zu schauen, dann macht es irgendwann „klick“. Warum sind hier eigentlich alle Kirchen gelb? Sind die das bei uns zu Hause auch?

Ist diese Frage überhaupt interessant?

Die Antwort lautet: nein.

Und damit kann man es als normaler Mensch sein lassen.

Ich leider nicht, also meinen bayerischen Arbeitskollegen gefragt (zu Hause, der der dabei war ist kein Bayer). Antwort: Die sind halt alle gelb. Oder weiß.

Und für ihn war das eine ausreichende Antwort. Und dabei kann man es belassen…

…oder auch nicht. So eine richtige Antwort habe ich nicht gefunden, aber die heißeste Spur führt zum Schönbrunner Gelb, welches auch Habsburgergelb, Kaisergelb oder fälschlich Maria-Theresiengelb genannt wird. Den letzten Satz habe ich von der Wikipedia und ich stelle mir folgende Situation vor:

Stadtführung: „Hinter mir sehen sie eine Kirche, die in der typischen Fabre angestrichen ist, kann mir einer diese Farbe nennen?“
Mann: „Klar, gelb!“
Seine Frau boxt ihn in die Seite. „Du Depp, sie fragt doch was für ein gelb, und das sieht man ja wohl: das ist Maria-Theresiengelb!“ Den letzten Teil des Satzes hat sie zur Stadtführerin gesprochen, worauf diese breit lächelt.
„Eine sehr gute Antwort, aber leider nicht ganz richtig. Das hier ist Schönbrunner Gelb, aber die beiden Farbtöne werden immer zu verwechselt.“
Alle lachen. Nette Anekdote. Die Stadtführerin geht weiter. „Als nächstes kommen wir zu…“

Und wo ist jetzt meine Antwort zu diesem Gelbton? Warum wird das verwechselt? Nur weil die Unterhaltung erfunden ist, heißt das nicht, dass sie nicht genau so jeden Tag irgendwo geführt wird! Und warum sind bei Stadtführungen immer die Frauen die Besserwisserinnen? Meiner Erfahrung nach sind das die Männer. Egal.

Zurück zum Schönbrunner Gelb. Man kann es wohl auch Barockgelb nennen und es ist weit verbreitet. Es hat sich als Markenzeichen der kuk-Monarchie durchgesetzt und wurde dann überall benutzt, um dem Adel zu gefallen. Das macht für mich Sinn bei Haus und Hoffassaden, aber warum die Kirchen?

Leider habe ich keine Antwort. Aber hier verliert sich die Spur. Sie verblasst. Wenn Barockgelb verblasst, dann wandelt es sich zu Seitenstettner Gelb, das ist ein bisschen dezenter und war im neobarock beliebt. Das sind die zwei Töne im Titelbild.

Man lernt nie aus. Das kann man auch als Drohung formulieren.

Bonus: Die Farbe der deutschen Post heißt Ginstergelb.

Falls irgendjemand etwas über den Zusammenhang zwischen Gelb und Kirche sagen kann, bitte ich um einen Kommentar.

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